Seit ich übersetze, habe ich ein Problem, wenn ich fernsehe. Gut, zuviel Fernsehen ist ohnehin ungesund, aber es gibt durchaus Filme, Serien und Reportagen, die ich mit großem Genuss schaue. Wenn da nicht … ja, wenn da nicht dieses kleine, übereifrige und unermüdliche Geschöpf in einer Ecke meines Gehirns säße, das meint, es müsste alles, aber auch wirklich alles (rück)übersetzen, was ich höre (einzige Ausnahme: wenn ich müde bin – dann schläft es wohl). Wenn Sheldon in Big Bang Theory sagt „Dieser Stuhl ist ideal gelegen.“, rattert es in meinem Hirn nur: „This chair is ideally positioned. Oder heißt es: This chair has the ideal position. Oder vielleicht: This chair has the perfect position...“ Bei jedem Dialog drehen sich meine Gedanken nur noch um die eine Frage: wie hieß das wohl im englischen Original? Dabei übersetze ich in meinem Berufsalltag doch gar nicht ins Englische!
Noch absurder ist allerdings, dass mir das auch bei deutschen Sendungen passiert. Dann erwische ich mich schon mal dabei, wie ich nach der schönsten englischen Formulierung suche, bevor mir dann auffällt – ist doch schon das Original!
Eins weiß ich: ich bin mit diesem Problem nicht ganz allein. Diese Sucht nach dem Originaltext kennen viele Übersetzer. Nur, woran liegt das? Misstrauen wir unseren Kollegen dermaßen, dass wir überall Fehler vermuten und deshalb nachprüfen wollen, ob das alles so stimmen kann? Nein! Ich für mich kann das ausschließen, da mein kleiner Kopfübersetzer auch aktiv ist, wenn ich die deutsche Version einer Serie ausgesprochen gelungen finde. Er will wohl einfach meine englischen Sprachkenntnisse auf die Probe stellen. Und zeigt mir immer wieder aufs Neue, dass mein Beruf eben auch meine Berufung ist – selbst wenn ich nicht will, ich muss einfach übersetzen.
Übrigens wohnt der kleine Übersetzer in meinem Kopf nicht alleine, sondern in einer WG mit dem kleinen Lektor. Wie der mein Umfeld terrorisiert, davon berichte ich aber ein andermal …
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