Man nehme:
– Einen Ausgangstext in einer Fremdsprache, die man exzellent beherrscht
– Ruhe und Konzentration
– Kreativität
– Formulierungsgeschick in der eigenen Muttersprache
– Spürsinn und eine große Portion Sprachgefühl
1. Lesen Sie den Ausgangstext gründlich durch. Sollte es sich um einen sehr langen Text handeln (> 50 Seiten), können Sie querlesen, aber es ist wichtig, dass Sie den gesamten Text durchgehen und auf seinen Aufbau und die Thematik prüfen. Wenn Sie den Text nicht verstehen sollten (weil er z. B. zu fachspezifisch ist – Verträge erfordern oft juristisches Hintergrundwissen, und die Softwarebefehle einer Anlage zur Steuerung eines Atomkraftwerks sind auch nicht unbedingt Allgemeinwissen), zeigen Sie Mut zur Lücke: Lassen Sie die Übersetzung sein und machen Sie sich lieber einen schönen Tag. Glauben Sie mir, das ist für alle Beteiligten das Beste!
2. Gehen Sie zurück zum ersten Abschnitt (Überschriften können Sie beiseite lassen, die übersetzt man am besten zum Schluss), lesen Sie diesen genau und übersetzen Sie. Achten Sie darauf, den Sinn des Ausgangstexts wiederzugeben, ohne wörtlich zu übersetzen. Die Übersetzung sollte gut lesbar und verständlich sein – und so klingen, als wäre sie ein Original. Formulieren Sie also frei und lassen Sie sich nicht von den fremdsprachlichen Satzstrukturen einengen.
3. Übersetzen Sie auf diese Weise nach und nach den gesamten Text. Stellen im Ausgangstext, die Verständnisprobleme bereiten, mit Hilfe von geeigneten Wörterbüchern und Referenzquellen (Website des Kunden bzw. von Wettbewerbern und ähnliche Dokumente zum Thema, diese lassen sich gut ergoogeln) klären – im Zweifel beim Kunden rückfragen. Achten Sie darauf, je nach Themengebiet die korrekten Fachbegriffe in Ihrer Zielsprache zu verwenden. Sichern Sie sich immer durch entsprechende Quellen ab. Raten ist keine Option.
4. Nehmen Sie sich zuletzt die Überschriften vor. Wählen Sie passende Überschriften für Ihren Zieltext, dabei können Sie sich von der Formulierung im Ausgangstext ruhig entfernen.
5. Lassen Sie den Text mehrere Stunden ruhen, am besten über Nacht. Beschäftigen Sie sich in dieser Zeit möglichst mit anderen Dingen, gönnen Sie Ihren Synapsen Entspannung. Lesen Sie am nächsten Morgen bzw. nach der Pause Ihre gesamte Übersetzung noch einmal durch und prüfen Sie sie auf Tipp-/Rechtschreib-/Interpunktions-/Formulierungsfehler. Optimieren Sie, wenn nötig und möglich. Lesen Sie Ihren Text ein zweites Mal durch und gleichen Sie ihn Satz für Satz gegen das Original ab, um Sinnfehler auszuschließen. Man glaubt gar nicht, wie unauffällig sich so manches „nicht“ im Ausgangstext verstecken und mal eben den gesamten Sinn des Satzes ins Gegenteil verkehren kann.
Voilà – fertig ist die gute Übersetzung. War doch ein Klacks, oder?
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